Henning Tilp

Arbeiten am Gleisbett
U2-Bahnhof Berlin Alexanderplatz
Juni 2005

Posted on | July 1, 2005 | Comments Off on Arbeiten am Gleisbett
U2-Bahnhof Berlin Alexanderplatz
Juni 2005

Wettbewerb der NGBK im U2-Bahnhof Berlin Alexanderplatz
in Zusammenarbeit mit Jan Sledz
Thema: »Sauberkeit, Service, Sicherheit«
Polierte Schiene im Gleisbett

Die äußere Schiene des im U-Bahnhof verlaufenden Gleises wird metallisch hochglänzend poliert. Zusätzlich werden die Befestigungsmuttern der polierten Schiene mit vergoldeten Kappen überzogen.
Um den Eingriff über den gesamten Zeitraum zu wahren, sollen sowohl Schiene als auch Schraubenabdeckungen regelmäßig gereinigt werden.
Für diese Arbeit wurde die äußere Schiene der beiden im U-Bahnhof verlaufenden Gleise auf Hochglanz poliert, so dass sie sich silbern glänzend von der zweiten, mit Gebrauchsspuren versehenen und verrußten Schiene abhebt. Zusätzlich wurden die Befestigungsmuttern der polierten Schiene mit golden glänzenden Kappen überzogen, welche die Aufmerksamkeit ins Gleisbett lenken sollten.
Zugleich sollte der Glanz von Schiene und Kappen Sauberkeit assoziieren. Sauberkeit wird in der Öffentlichkeit immer wieder als Garant und Voraussetzung für Sicherheit genannt. Den Künstlern ging es nicht darum, sich an den drei Begriffen, die der Wettbewerb vorgab, abzuarbeiten. Vielmehr sollte der Umstand visualisiert werden, dass in den Diskursen über Verkehrssysteme die Größen »Sauberkeit, Service, Sicherheit« eine zentrale Rolle spielen. Als Slogans und normative Fixpunkte suggerieren sie, dass Mensch, Reisekomfort und Sicherheit Vorrang vor einer Optimierung rein technischer Abläufe haben. Diese Diskurse verkleiden jedoch lediglich eine Weiterentwicklung der Systeme, die zunächst nur dem technischen Fortschritt gehorcht.
Die Arbeiten im Gleisbett wurden von tariflich bezahlten und eigens für das Projekt angestellten Mitarbeitern durchgeführt. Gemessen an den Gesamtausgaben für das Projekt machten die Arbeitskosten dann auch den größten Posten aus. Dem Aspekt Arbeit sollte so eine herausragende Bedeutung verliehen werden.
Die Feststellung, dass gegenwärtig auch die letzten Domänen des Lebens und somit auch die Kunst durchökonomisiert werden, wird mit der Arbeit positiv umgedeutet: Das Kunstwerk muss sich nicht der Nachfrage stellen. Es schafft selbst Arbeit und generiert so Nachfrage.
Robert Schimke

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Über

Henning Tilp ist 1975 in Leipzig geboren – 2008 Diplom Bildende Kunst und derzeit Meisterschüler-
student an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Er lebt und arbeitet in Berlin.